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VGL Bayern

Vom Viktoriasee zum Simssee: Kenianer macht beruflichen Neustart im Garten- und Landschaftsbau

Mit Unterstützung des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL Bayern) und dem engagierten Einsatz seines Ausbildungsbetriebs hat Lawrence Aongo aus Kenia seinen beruflichen Neubeginn im Chiemgau gefunden. Nach Monaten der Einarbeitung hat er am 1. September 2025 seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner bei Hubert Fischer Garten- und Landschaftsbau in Untershofen am Simssee begonnen.

Der Weg von Lawrence Aongo (28) zeigt beispielhaft, wie motivierte Menschen aus anderen Ländern in Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel eine echte Chance für Unternehmen darstellen – und welche Unterstützung notwendig ist, damit Integration gelingen kann.

Statt Bürojob in die Landwirtschaft
Lawrence Aongo wächst in Kisumu, einer Stadt am Viktoriasee im Westen Kenias, auf. 2022 schließt er sein Studium der Politikwissenschaften an der Pwani University in Kilifi bei Mombasa erfolgreich ab. Der akademische Abschluss trägt jedoch nicht dazu bei, seinen Lebensunterhalt auskömmlich zu gestalten. Deshalb sucht er nach Alternativen und findet sie in der Landwirtschaft. Mit finanzieller Hilfestellung seines Schwagers in Deutschland gelingt es ihm, eine kleine Farm in seiner Heimatstadt aufzubauen – er züchtet Schweine und Truthähne. Anstatt Kopfarbeit im Büro auszuüben, war der Drang geweckt, mit den Händen in der Natur tätig zu sein.

Neuorientierung eröffnet Perspektiven im GaLaBau
Zu dieser Zeit trifft er außerdem auf Debora Mergler, Gründerin des gemeinnützigen Vereins Maisha Bora. Mergler, die Lawrences Schwester Agnes aus Rosenheim kennt, realisiert bei Kisumu das Projekt „Wassertanken für Kenia“. Bei der Installation von Wassertanks und Zisternen hilft Aongo tatkräftig mit. 2023 reift in ihm der Entschluss, die Farm abzugeben und einen beruflichen Neuanfang zu wagen. Die Idee zur Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) in Deutschland war geboren. Die beiden Frauen sichern ihre Unterstützung zu – beispielsweise bei der Suche nach einer Unterkunft im Raum Rosenheim und beim Einleben in dem für ihn fremden Land.

Der Weg nach Deutschland ist kein einfacher. Nicht-EU-Bürger, die einer Ausbildung oder Beschäftigung nachgehen möchten, müssen Sprachkenntnisse vorweisen. Gefordert wird ein Sprachniveau von B1 bis B2. Also lernt Aongo Deutsch an einer Sprachschule in Kisumu. Im Mai 2024 stellt er gemeinsam mit Mergler seine Bewerbungsunterlagen für eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner zusammen. Anschließend senden sie die Unterlagen an Susann Liebe und besprechen mit ihr die weiteren Schritte im Bewerbungsprozess.

Pragmatische Lösung: Erst Arbeit, dann Ausbildung
Willkommenslotsin Liebe unterstützt im Auftrag des VGL Bayern seit vielen Jahren Unternehmen beim Eingliederungsprozess ausländischer Fach- und Arbeitskräfte sowie Geflüchteter. „Aufgrund der damals aktuellen Weiterentwicklung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes hatten wir entschieden, den Fokus zunächst von der Ausbildung auf eine Beschäftigung von Aongo zu verschieben“, erinnert sich Liebe. Mit seinem abgeschlossenen Studium war es ihm jetzt möglich, als Fachkraft einzureisen und zu arbeiten. „Dies ist die vorteilhaftere Variante: Sie bietet den Neuankömmlingen die Möglichkeit, erst einmal in Deutschland richtig anzukommen und betriebliche Abläufe kennenzulernen. Und den Arbeitgebern bietet sie mehr Flexibilität, ihre Schützlinge auf die kommende Ausbildung vorzubereiten“, erklärt die Willkommenslotsin.

Firma mit Weitblick wird gefunden
Jetzt musste ein passender Betrieb gefunden werden. Hierzu kontaktiert Liebe die in Frage kommenden Mitglieder des VGL Bayern und stößt bei der Hubert Fischer Garten- und Landschaftsbau GmbH in Untershofen am Simssee auf positive Resonanz. Anfang Juli führt Aongo ein Videogespräch mit den beiden Geschäftsführern Lilli und Hubert Fischer und überzeugt – sowohl mit seinem großen Interesse als auch menschlich. Für den Einstieg reicht sein Deutsch aus.

„Es gelingt uns zwar weiterhin, junge Frauen und Männer aus Bayern für eine Ausbildung zu gewinnen, andere Positionen bleiben aber oftmals länger unbesetzt. Wir erhalten einfach nicht mehr so viele Bewerbungen. Die Aufnahme von Personen aus dem Ausland bietet da viel Potenzial", betont Lilli Fischer. Die 15-köpfige Belegschaft freut sich ebenfalls auf Aongo. Eventuelle Verständigungsprobleme sollen in Kauf genommen werden. Was zählt ist seine Motivation für die bevorstehenden Aufgaben. Noch im Juli wird der Arbeitsvertrag unterschrieben.

Vorbereitungen auf die Einreise: Durchblick ist gefragt
Liebe leitet daraufhin das Prozedere mit der Beschaffung des Visums zur qualifizierten Beschäftigung des Kenianers ein. Ein Antrag auf Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens wird gestellt. Zu den Voraussetzungen zählen ein konkretes Stellenangebot, die Anerkennung einer ausländischen Berufsqualifikation oder eines vergleichbaren Hochschulabschlusses und ausreichende Deutschkenntnisse. Mit dem unterzeichneten Arbeitsvertrag sowie dem Studium der Politikwissenschaften erfüllt Aongo die Voraussetzungen – auch als Fachfremder.

Mitte Oktober geben sowohl die Zentrale Stelle für die Einwanderung von Fachkräften in Nürnberg als auch die deutsche Botschaft in Nairobi grünes Licht, das Visum ist genehmigt. Aongo hat inzwischen sein B1-Sprachzertifikat in Kenia erworben und kann vorübergehend bei seiner Schwester in Raubling unterkommen.

Angekommen für beruflichen Neuanfang
Anfang November 2024 ist es so weit: Aongo betritt bayerischen Boden und startet seine Beschäftigung bei Hubert Fischer Garten- und Landschaftsbau. Die ersten Monate verbringt er in der betriebseigenen Staudengärtnerei, packt mit an und nimmt gemeinsam mit den Auszubildenden an internen Schulungen teil. In dieser Zeit wird klar: Der Entschluss, Gärtner zu werden, war richtig.

Er fasst Fuß, baut Kontakte auf, wird Teil des Teams. Der Kenianer zeichnet sich durch seine Freundlichkeit, Zuverlässigkeit und hohe Lernbereitschaft aus. Wie bei jeder interkulturellen Beschäftigung gibt es jedoch auch Herausforderungen. So erfordern Arbeitsabläufe manchmal mehr Zeit, und bei der eigenständigen Umsetzung von Aufgaben ist zusätzliche Unterstützung notwendig. Allerdings werden diese Aspekte als Bestandteil des Einarbeitungsprozesses gesehen und mit Geduld und Respekt begleitet.

Am 1. September 2025 erfolgt der nächste Schritt: Lawrence Aongo beginnt seine dreijährige Ausbildung zum Landschaftsgärtner. Gleichzeitig vertieft er weiterhin seine Deutschkenntnisse und nimmt am fachspezifischen Online-Berufssprachkurs „Gärtner/in“ teil.

Mehr als ein Einzelfall: Chancen für Betriebe – und für Menschen
Die Geschichte von Lawrence Aongo ist kein Einzelfall – aber ein Vorbild. Sie zeigt, wie Integration gelingen kann, wenn Unterstützung und Struktur zusammenkommen. Engagierte Verbände wie der VGL Bayern, mutige Unternehmer wie Lilli und Hubert Fischer sowie Experten wie Susann Liebe leisten dabei einen unschätzbaren Beitrag. In einer Zeit, in der viele Branchen händeringend nach Fachkräften suchen, können Menschen wie Aongo eine echte Chance sein – für beide Seiten.

Foto (Carlotta Stadler, Hubert Fischer Garten- und Landschaftsbau GmbH): Hubert Fischer (links) und Lilli Fischer, beide Geschäftsführer der Hubert Fischer Garten- und Landschaftsbau GmbH, zusammen mit Lawrence Aongo.

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Foto (Carlotta Stadler, Hubert Fischer Garten- und Landschaftsbau GmbH): Lawrence Aongo aus Kenia absolviert seit 1. September 2025 seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner beim Fachbetrieb Hubert Fischer Garten- und Landschaftsbau.

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Foto (Patrick Schmidt, VGL Bayern): Susann Liebe, Willkommenslotsin beim VGL Bayern, unterstützte Lawrence Aongo und die Firma Hubert Fischer Garten- und Landschaftsbau beim Eingliederungsprozess des Kenianers.

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Bild (BMWE): Das Programm „Passgenaue Besetzung und Willkommenslotsen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie bietet eine fachlich versierte Anlaufstelle für Betriebe, die Unterstützung bei der Bewerbersuche wünschen oder sich für die Integration von ausländischen Fachkräften und Geflüchteten interessieren.

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