Fachartikel: Privatgärten

Starkregenfälle und Trockenphasen: Lösungen für den Garten im Klimawandel

Googelt man „Wasser ist …“, zeigen sich mehr als eine halbe Million Einträge, von denen die ersten Seiten fast wortgleich betonen: Wasser ist die wichtigste Ressource, Wasser ist die Grundlage allen Lebens … Wasser hat in der Geschichte der Menschheit schon immer eine zentrale Rolle gespielt.

Dennoch: Erst im Jahr 1848 erhielt in Deutschland die Hansestadt Hamburg als erste eine moderne Wasserversorgung. Heute ist die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung eine kommunale Aufgabe, die entweder in Eigenregie oder von kommunalen Zweckverbänden durchgeführt wird. Dabei geht es sowohl um die Versorgung der Haushalte mit Trinkwasser als auch um die Entsorgung von Oberflächenwasser und Abwasser aus den Haushalten. Dass diese Systeme funktionieren, ist aber nicht mehr selbstverständlich, wie sich bundesweit immer häufiger zeigt. Folgen des Klimawandels sind Starkregenereignisse - mit entsprechenden Schäden - und auch längere Trockenzeiten - mit weitreichenden Dürren. Das wirkt sich auch auf den privaten Garten aus. Aber eins nach dem anderen …

Wasserkreislauf
Der natürliche Wasserkreislauf lässt sich in kürzester Form so beschreiben: Wasser verdunstet, der Wasserdampf steigt auf und bildet Wolken, aus denen Regen fällt. Das Regenwasser versickert im Boden oder füllt Bäche und Seen. Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) betont: „Regenwasser ist die Basis für das Pflanzenleben. Deshalb ist ein nachhaltiger Umgang mit Regenwasser in Siedlungen auch für unsere Umwelt und unser Leben existenziell wichtig. Wir müssen alles dafür tun, möglichst viel Regenwasser vor Ort zu halten, statt es über die Kanalisation abzuleiten.“

Enorm wichtig ist auch, dass ausreichend Regenwasser im Boden versickert, um den Grundwasserspeicher regelmäßig aufzufüllen. Flächenversiegelung durch Gebäude, Straßen oder andere befestigte Oberflächen gefährden dies. „Für eine hinreichende Versickerung des Regenwassers kommt es auf jeden Quadratmeter an“, sagt Henze und verweist auf die Initiative „Rettet den Vorgarten!", die sich gegen die für Klima und Umwelt schädliche Verschotterung von Gartenräumen engagiert. „Auch die Dach- und Fassadenbegrünung sind hier wirksame Instrumente. Diese Maßnahmen ermöglichen die Speicherung sowie Vor-Ort-Versickerung von Regenwasser, entlasten die Kanalisation und beugen damit Starkregenschäden vor.“

Regenwassernutzung
Die Idee, Niederschlag zu nutzen, ist alles andere als neu. Schon aus der Antike kennt man Abbildungen von großen Gefäßen, in denen Regenwasser für den Betrieb von Bädern gesammelt wurde, aber auch, um damit Pflanzen zu gießen – bis heute die unkomplizierteste und sinnvollste Nutzung. Am einfachsten ist es, den vom Dach abfließenden Niederschlag in eine Regentonne abzuleiten. Um auch den Wasserabfluss von befestigten Wege- und Terrassenflächen aufzufangen, kann eine unterirdische Zisterne eingebaut werden. Dr. Michael Henze: „Das weiche Regenwasser ist ideal für Pflanzen im Garten, viele vertragen es sogar besser als das oft zu kalkhaltige Trinkwasser.“

Optimal ist die Kombination mit einer automatischen Bewässerung – an das Reservoir wird eine Pumpe angeschlossen, die das Wasser in ein unterirdisch verlegtes Leitungssystem verteilt und gezielt wieder abgibt. Feuchtefühler in den Beeten oder auch einfache Zeitregler regeln die zuverlässige Versorgung der Gewächse. Dr. Henze: „Wir empfehlen hier unbedingt eine gezielte Wasserverteilung. Das knappe Gut sollte nur für die wirklich wichtigen Gartenbereiche genutzt werden, vor allem für wertvolle Gehölze und Staudenpflanzungen.“

Kostenersparnis und mehr
Den Garten mit kostenlosem und weichem Niederschlagswasser zu gießen, lohnt sich für die Pflanzen, die Umwelt und die Brieftasche – letzteres gleich doppelt. Man spart zum einen beim Trinkwasserverbrauch, zum anderen wird in vielen Kommunen die Regenwassernutzung und -versickerung in privaten Gärten durch geringere Abgaben belohnt. „Wir empfehlen Gartenbesitzerinnen und -besitzern, in der Kommunalverwaltung nachzufragen oder den Rat ortskundiger Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner einzuholen“, so Henze.

Abgesehen von diesen finanziellen und ökologischen Aspekten empfehlen die Profis für Garten und Landschaft die Regenwassernutzung, weil inzwischen einige Kommunen in den Sommermonaten die Verwendung von Trinkwasser für die Gartenbewässerung einschränken. Dr. Michael Henze: „Die Gartenbewässerung mit Regenwasser macht unabhängig!“ Weitere Informationen gibt es auf www.mein-traumgarten.de.

Quelle: Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL)

Foto (BGL): Enorm wichtig ist es, dass ausreichend Regenwasser im Boden versickern kann, um den Grundwasserspeicher regelmäßig aufzufüllen. Flächenversiegelung sollte daher - auch im Garten - möglichst gering gehalten werden.

Foto (BGL): Die Dach- und Fassadenbegrünung ermöglichen die Speicherung sowie Vor-Ort-Versickerung von Regenwasser, entlasten die Kanalisation und beugen damit Starkregenschäden vor.

Foto (BGL): Im Idealfall wird Regenwasser gesammelt, um damit die Pflanzen im Garten zu gießen. Dann muss nicht auf kostbares Trinkwasser zurückgegriffen werden, man spart Geld und auch die Gewächse sind dankbar über das deutlich weichere Regenwasser.

Foto (BGL): Für eine hinreichende Versickerung des Regenwassers kommt es auf jeden Quadratmeter an - das betont auch die Initiative „Rettet den Vorgarten!"