Fachartikel: Privatgärten

Von bodennah bis hoch hinaus: Der Vorgarten als Bühne

Es ist schön zu sehen, dass sich im Vorgarten seit einigen Jahren viel tut. Ob es nun die Pandemiejahre waren, die notgedrungen dafür sorgten, dass wir uns aufgrund der vielen Zeit zu Hause mit dem Garten auseinandergesetzt haben - oder ob es doch die Erkenntnis ist, dass auch wir mit unserem Grundstück einen Beitrag fürs Klima leisten können … so oder so: Die Gärten vor unseren Häusern verändern sich.

Und damit ist nicht gemeint, dass sich zu den Mülltonnen, Briefkästen und Fahrradständern jetzt auch noch Wärmepumpen gesellen. Stattdessen verändert sich, was in Gärten wachsen darf und wie Grün das Gesicht des Vorgartens im Jahreslauf verändert. Abwechslungsreich, individuell, überraschend … Wer der Natur eine Chance gibt, bekommt viel zurück. Auch Bänke werden wieder öfter in Vorgärten gesichtet und darauf sitzen sogar Menschen, die freundlich grüßen, wenn man stehen bleibt, um den Garten in Ruhe zu betrachten.

Eine freundliche Entwicklung!
Tatsächlich gibt es Vorgärten, an denen kommt man nicht so schnell vorbei. Mit einem stillen oder lauten Wow muss man anhalten, weil sie so besonders sind: „Hier hat sich jemand ausgetobt!“, „Hier hat jemand wirklich Freude am Garten!“ oder eben auch „Hier wohnt eine Sammlerin außergewöhnlicher Pflanzen!“. Wir wollen nicht über Geschmack streiten, diese Diskussionen gibt es in den sogenannten sozialen Medien schon genug. Da wird hemmungslos gelästert, beschimpft, kritisiert. Wenn man die Lästerer und Besserwisserinnen dann bittet, den eigenen Vorgarten doch auch einmal zu zeigen, wird es meistens ganz still.

Auch Naturschutzfreundinnen und -freunde können in der Diskussion erbarmungslos und ungnädig sein. Dabei ist der Garten doch ein Raum der Freiheit, des Entdeckens und des Gestaltens, egal wie viel Fläche zur Verfügung steht. Selbst auf kleinem Raum kann man sehen, wer hier wohnt und wie viel Zuwendung und Aufmerksamkeit der Garten bekommt. Jeder Garten ist ein anderer, so wie wir Menschen alle unterschiedlich sind. Bei strengen Formgehölzen scheiden sich die Geister, übrigens genauso wie im überbordenden Naturgarten. Aber ist es nicht interessant, dass es das alles gibt?

Der Vorgarten ist für den ambitionierten Hobbygärtner und die leidenschaftliche Hobbygärtnerin eine Bühne und die Darsteller sind die Pflanzen. Dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, wie groß der Vorgarten ist, denn das gelingt schon auf wenigen Quadratmetern. Außerdem lässt sich die Vertikale ausnutzen: Geschickt platziert unterstreichen höher wachsende Pflanzen den Eindruck des Gebäudes. Manchen Häusern liegt der Vorgarten wie ein Teppich zu Füßen. Hier haben dann niedrig wachsende Pflanzen und grellfarbene Bodendecker ihren großen Auftritt.

Standort erkennen und nutzen
Es ist wie in der Natur: Wenn die richtigen Pflanzen am richtigen Ort wachsen, tun sie das von ganz allein. Entscheidend ist, dass der Boden oder die Lichtsituation zu den eigenen Bedürfnissen passen. Genau das macht das Gespräch mit Landschaftsgärtnerinnen und -gärtnern, so wichtig. Die Fachleute für Garten und Landschaft wissen, welche Pflanzen welche Standortansprüche haben, was zusammenpasst und vor allem, wie sich die Pflanzung im Lauf der Zeit entwickelt.

„Der Vorgarten ist eine besonders sensible Fläche, weil er für Nachbarschaft und Passanten einsehbar ist. Deshalb sind viele Gartenbesitzerinnen und -besitzer unsicher, wie sie ihren Vorgarten gestalten sollen, und nutzen gerne unsere Expertise“, berichtet Achim Kluge vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) aus Erfahrung. Es ist eben ein Unterschied, ob der Vorgarten vollsonnig ist oder ob er im Schatten benachbarter Gebäude liegt. Kluge: „Besonderen Wert legen wir in der Beratung darauf, dass die Gestaltung den Nutzungsansprüchen und dem Geschmack der Hausbewohnerinnen und -bewohnern gerecht wird. Der Vorgarten ist wie eine Bühne und prägt bei Menschen, die vorbeigehen, ebenso wie bei Besucherinnen und Besuchern den ersten Eindruck.“

Insbesondere in Neubaugebieten, wo sich die Häuser von außen oft nur wenig unterscheiden, bieten die Vorgärten Möglichkeiten zur Individualisierung. Mit der Pflanzenwahl, einem Farbkonzept, einer eher naturnahen oder auch einer formalen Gestaltung können die Bewohnerinnen und Bewohner Zeichen setzen und sich selbst eine tägliche Freude bereiten. Kluge: „Den eigenen Vorgarten sieht man selbst jeden Tag … und da ist es nur zu empfehlen, dass er zu den eigenen Bedürfnissen und Wünschen passt!“ Mehr unter www.rettet-den-vorgarten.de und www.mein-traumgarten.de.

Quelle: Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL)

Foto (BGL): Der Vorgarten als gelebte Leidenschaft für Vielfalt.

Foto (BGL): Der Vorgarten ist eine Bühne und die Darsteller sind die Pflanzen.

Foto (BGL): Auch auf kleiner Fläche ist im Vorgarten viel möglich. Hier lebt ein Liebhaber von Formgehölzen und das zeigt er auch.